Und demnächst in die Oper
Die alte Dame ist auf den Rollstuhl angewiesen und ist froh, dass sie einen großen, kräftigen Mann wie mich zum Zeitstifter hat und von ihm spazieren gefahren werden kann. Dazu muss ich mir sehr
genau überlegen, wo es längere Wegstrecken gibt, die mit einem Rollstuhl gut zu bewältigen sind. Das Freiburger Kopfsteinpflaster ist eine Tortur und die mit kleinen Rheinkieseln gepflasterten
Fußwege in der Innenstadt sind mehr als einmal zugestellt. Also wähle ich oft einen Ausflug und fahre die alte Dame samt Rollstuhl mit meinem Auto in die Umgebung. Bei unseren Spaziergängen
erfahre ich vieles aus dem Leben meiner Begleiterin. So zum Beispiel, dass sie noch nie in einem Konzert oder im Theater war. Daraus entsteht die Idee, zusammen eine Oper zu besuchen. Ich bin
gespannt, ob es ihr gefüllt. Den verschlungenen Weg, den ein Rollstuhlfahrer ins Theater nehmen muss, habe ich mir schon erklären lassen ...
Gepflegte Teestunden und ein kleiner Geldbeutel
Frau B. liebt es, mit mir, ihrer Zeitstifterin, Tee zu trinken. Ich decke den Tisch - geblümte Tischdecke, schöne Teeschalen, eine Kerze - und ich decke auch wieder ab. Den Tee selbst
zuzubereiten, lässt sich Frau B. aber nicht nehmen. Und dann plaudern wir über Gott und die Welt. Oft scheint die Nachmittagssonne ins Zimmer, es ist sehr gemütlich. Außerhalb ihrer vier Wände
fühlt sich Frau B. unsicher und ist sehr froh darüber, dass ich sie dann zur Apotheke oder zu sonstigen Einkäufen begleite. Denn Einkaufen liebt sie über alles. Und sie schafft es, sich dieses
Vergnügen zu gönnen, obwohl Sie wirklich jeden Groschen, heute Cent, umdrehen muss. Alle Sonderangebote werden im Vorfeld akribisch geprüft und dann auch genutzt. Und ich begleite sie dann schon
mal bis in die Umkleidekabinen. Bis dato wusste ich gar nicht, mit wie wenig Geld man auskommen kann und muss.
Ihr zwei passt zueinander
Frau E. lebt in einem Heim, sie ist über 80. Sie liegt im Bett, kann nicht mehr laufen, sich nur noch im Rollstuhl fortbewegen. Ich stelle mich vor. Wir sprechen miteinander - über die Bilder an
der Wand über ihrem Bett, über Stationen ihres Lebens, über unsere Kinder. Bei weiteren Besuchen, die sie sich wünscht, erzählt sie aus ihrem Leben. Sie ist mit ihrem Mann in das Pflegeheim
gegangen, er starb vor einem Jahr. Sie weint. Das kommt öfter vor, wenn sie erzählt. Mit der Zeit erfahre ich mehr über ihre Geschichte, wir sprechen darüber, wie wir aufgewachsen sind, die
früheren Zeiten, die Kriegs- und Nachkriegszeit. Ihre Tochter besucht sie jede Woche, der Sohn, der weiter weg wohnt, kommt ab und zu. Es ist schwer für sie, nicht mehr bei der Familie
sein zu können, und es ist schwer für sie, so hinfällig zu sein. Ich bleibe oft bis zum Abendessen. Sie kann sich in ihrem Rollstuhl kaum aufrecht halten, ist
halbseitig gelähmt, kann wenig und nur langsam essen, trinkt zu wenig. Aber sie ist mental wach, aufmerksam. Sie nimmt Anteil, fragt nach meinen Kindern und nach meinem Leben. Sie scheint sich zu
erholen, sie ist wacher, sitzt aufrechter, isst besser und nimmt Anteil am Geschehen um sie herum. Sie ist oft hübsch und geschmackvoll angezogen. Ich besuche sie gerne, sie tut mir gut. Die
Heimleiterin sagt, ihr zwei passt zueinander. Das finde ich auch.
Frau B., 78 Jahre, alleinstehend, lebt in einer 40 qm großen 2-Zimmerwohnung, davon hat sie aus finanziellen Gründen eines der Zimmer untervermietet. Sie hat ein monatliches Einkommen von 590,24 € plus 150.-€ für das vermietete Zimmer. Die Miete beträgt 290.- €. Der Rest verbleibt für Lebensmittel, Kleidung, Müllgebühren Strom, Telefon, Reparaturkosten etc.. Die Stiftung übernahm einen Anteil von 200.- € für ärztlich verordnete Einlagen und den Rest einer Zahnarztrechnung.
Lebenssituation 2
Weitere Lebenssituationen
Es gibt zahlreiche weitere Beispiele, in denen die Stiftung mit dem Geld aus Erträgen und Spenden in materiellen Notlagen helfen konnte. Auch wenn Menschen einen Anspruch auf “Grundsicherung“
haben, können sie sich oft nur das Notwendigste leisten. Es gibt keine Extraleistungen mehr für Bekleidung, Anschaffung von Hausrat (sowie dessen Reparatur), Fahrtkosten usw.